Out of the Box

Wie du in meinem letzten Beitrag lesen konntest, bekam ich Anfang 2022, sehr unerwartet und auch ungewollt meine Freiheit geschenkt. Die Freiheit alles in meinem Leben auf den Kopf zu stellen und noch mal von vorne anzufangen.

 

Einen Nachteil hatte das ganze allerdings:

Ohne meinen festen Job würden wir keine weitere Finanzierung, für einen neuen Tiny House Versuch bekommen.

 

Drei Tiny House Anbieter, die mit einer nachhaltigen Bauweise warben, hatten uns bereits ein Angebot erstellt.
Allerdings war keines davon, ohne eine neue Finanzierung für uns machbar.

 

Was waren also die Alternativen?
Einen günstigeren Anbieter finden oder den Traum an den Nagel hängen? 

Ein günstiger Anbieter würde bedeuten, dass wir Abstrichen bei der Qualität der Materialen machen müssten.
Das kam für uns nicht Infrage, da wir ein natürliches, ökologisches Haus und keine Sondermüll-Deponie bauen wollten.

 

Wir hatten also nicht genug Geld aber dafür hatte ich Zeit.
Ich verhandelte also mit den Anbietern, wieviel Haus ich für die Restsumme aus dem ersten Tiny House Anlauf, meiner Abfindung durch den Jobverlust und meiner Mithilfe bekommen würde.

Nach einigem hin und her, einigten wir uns mit der Zimmerei Holzbau Marchel aus Nürnberg auf einen Rohrbau, bei dem ich vor Ort mit Hand anlegen würde.
Im April 2022 startete ich also mein „Praktikum“ als Zimmerin. 

 

Mein Plan war es, parallel ein Coaching für die Selbstständigkeit zu beginnen und zum Sommer, wenn der Rohbau fertig wäre, mein Unternehmen zu gründen.
Dann stand natürlich wieder eine Haushaltsauflösung auf dem Programm und die ersten Aufträge, für meine Unternehmen, flatterten auch schon ins Haus.

 

Ich ging in diesen Monaten an meine körperlichen Grenzen und an manchen Tagen auch darüber hinaus. 

Ich weiß bis heute nicht, woher ich die Energie nahm, all das gleichzeitig zu bewältigen.

Mitte Juli war es dann soweit, unser Rohbau war abfahrbereit und ging auf Reise, ins wunderschöne Chiemgau, wo er seitdem zum Ausbau im Garten meiner Eltern steht.
Den ganzen Sommer habe ich fast jeden Tag, gesägt, geschraubt, geleimt und gestrichen.
Ede ging mir so oft es sein Job zuließ zur Hand und mein Vater half mir fast täglich dabei, unseren Traum zu verwirklichen.

Währenddessen nahm ich jeden Auftrag an, den ich bekommen konnte um die Kosten für die Materialien bewältigen zu können.
Sobald es irgendwie möglich war, unsere wenigen Habseligkeiten im Häuschen unter zu bringen, kündigten wir die Wohnung in München um mehr Kapital für die Baukosten zu haben.

 

Auch wenn unser TinyHouse an manchen Stellen etwas krumm und schief geworden ist, das Haus selbst zu bauen, fast jedes Teil davon, einmal in den Händen gehalten zu haben, macht es zu etwas ganz besondern.
Und gleichzeitig war es für mich wie eine Therapie um das erlebte Trauma zu verarbeiten.

Unser Tiny House ist aktuell immer noch nicht ganz fertig.
Die Wasseranschlüsse und das Badezimmer haben wir im letzen Jahr nicht mehr geschafft und wollten den Ausbau auch erst nach dem Winter fortsetzen. Doch dieser will in diesem Jahr einfach nicht zu Ende gehen.

 

Trotz alledem leben wir schon seit letzen Sommer darin.
Ein bisschen wie auf dem Campingplatz, da wir Bad und Küche aktuell noch im Haus meiner Eltern benutzen.

 

Seit ersten August letzten Jahres, bin ich außerdem Selbstständige Grafik- & Fotodesigner und damit bloß keine Langeweile aufkommt, habe ich im Winter noch eine Fortbildung zum Motion Designer absolviert.

Spätesten jetzt erschließt sich wahrscheinlich, für meine aufmerksamen Leser, warum ich im letzten Jahr keine Zeit gefunden habe meinen Blog zu betreuen.

 

Und wer jetzt denkt die Geschichte hat hier ein Happy End gefunden, der irrt sich gewaltig.
Auch wenn der Weg, der hinter uns liegt schon so entsetzlich und lang war, sind wir immer noch nicht angekommen.

 

Aktuell stehen wir vor einer neuen Herausforderungen. Da das Grundstück, auf dem unser Tiny House aktuell steht sich im Ortsaußenbereich befindet, dürfen wir hier nicht bleiben. Die Suche nach einer Alternative gestaltet sich weit schwieriger, als wir zunächst annehmen wollten.

Aber wir sind noch lange nicht bereit, unseren Traum aufzugeben.

Mehr dazu lest ihr in meinem nächsten Beitrag…

 

An dieser Stelle möchte ich mich bedanken, bei der Firma Holzbau Marchel, einem nachhaltigen, fairen, kompetenten und vor allem menschlichem Team, die es uns ermöglicht haben unseren Traum doch noch zu verwirklichen. 

Bei meinen Eltern die uns dabei so sehr unterstützt haben und vor allem bei Ede, der immer an mich glaubt und jeden, auch noch so verrückten Weg mit mir geht. 

 

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